«Glamping» hält sich als Trend wie gut im Boden verankerte Heringe. Nun aber setzen Services wie im Fünf-Sterne-Hotel dem Outdoor-Abenteuer die Krone auf – mit Delikatessen statt Dosenravioli oder Seidenbettdecke statt Schlafsack.
Daniela Dambach

Zwar sind die summenden Mücken hier nicht besser frisiert und tragen auch keine Samtpantöffelchen – doch bietet «Glamping 2.0» alle Annehmlichkeiten, die sich Gäste von gehobenen Häusern gewohnt sind. Menschen sehnen sich nach Natur, nach dem Freiluft-Feeling und dem Sternenhimmel anstelle von LED-Spots. Doch verzichten auf den Luxus von bequemen Betten, raffiniert zubereiteten Speisen und einem Interieur, das jenem aus Architekturzeitschriften entspricht, wollen viele nicht. Und das müssen sie auch nicht: Einerseits bieten Campingplätze und Resorts Unterkünfte mit den gewissen Extras, andererseits kreieren zunehmend Hotels zusätzliche Glamping-Lounges in der unberührten Umgebung.

Camping in Schale geworfen
So auch das Hotel «Prinz Rudolf» in Meran, benannt nach dem Sohn von Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Joseph, der sich bei einer seiner Exkursionen in den Wäldern verirrt hatte – und in unmittelbarer Nähe des Anwesens wiedergefunden wurde. Statt neongelben Wurfzelten erheben sich auf der grünen Wiese neue, ebenholzfarbene Chalets. Wer hier eincheckt, kann sogleich den Genussmodus aktivieren, ohne zuvor Mobiliar aufzuklappen oder Nackenkissen aufzupusten. Vielmehr stehen Design-Liegestühle im eigenen Garten bereit, drinnen locken eine frei stehende Badewanne und eine private Sauna. Die Luxus-Refugien stehen einige Rehsprünge voneinander entfernt, sodass man sich weder vom Wetter gezeichneten Gartenzwerg des Nachbars beobachtet noch von dessen zweifelhaftem Musikgeschmack aus der Ruhe bringen lässt. Vielmehr lassen sich Glamping-Gäste zur Ruhe bringen, indem sie alle Vorzüge der Hotellerie nutzen können wie etwa das hauseigene Spa oder die Roof-Pools.

Feudale Frischluftkur
Jene, die sich auch sich in der Wildnis nach einem Weinkühler sehnen, werden sich glücklich schätzen, dass die Glamping-Version 2025 exklusive Genüsse vom Privatdinner bis zum Butler-Service bereithält. Wer beispielsweise im Walliser Camping beim Thermalbad Brigerbad in einem der rustikalen Holzwohnwagen residiert, kann sich mit Halbpension im dazugehörigen Restaurant das Hantieren mit Gasflaschen sparen. Noble Naturverbundenheit finden Chic-Camper auch am malerischen, smaragdgrünen Toblacher See inmitten der Südtiroler Dolomiten: Auf dem Boutique-Campingplatz im Hochpuster tal kombinieren Gäste die Auszeit in einem «Adults only»-Skyview-Chalet mit Fine Dining auf Gault- Millau-Niveau und erlesenen Weinen zum Mitnehmen, was einen stimmungsvollen Tagesausklang unter freiem (Sternen-)Himmel garantiert.

Bergwelt mit «Butler»
Bald schlägt zeitweilig das Glamping-Pop-up, ausgezeichnet mit dem «ADAC Camping Award 2023», seine Zelt-Zierden auf: Der TCS errichtet oberhalb von Laax ab dem 20. Juni 2025 wiederum ein ganzes Dorf für alle, die die Deluxe-Variante des Durchatmens suchen. Die zwanzig Baumwoll-Jurten «Lotus Belle», die aus dem Boden der 2000 Meter über Meer gelegenen Alp Nagens spriessen, bieten auf 20 m2 k uschelige E inzelbetten, gemütliche Möbel und liebevoll arrangierte Deko. Wer die Erdver bundenheit noch edler erleben möchte, sichert sich eine der zwei Zelt-Suiten «Mahal», in denen sich die Gelassenheit auf 65 m2 ausbreitet, hinan zu den Bündner Bergen. Während man morgens noch zaghaft die Zehen in die Alpenluft streckt, wird bereits die Frühstückbox an die «Zelttür» geliefert. Spätestens, wenn abends ein Menü aus regionalen Ingredienzien bereitsteht, kennt man die Antwort auf die Frage: «Zelte ich noch oder glampe ich schon?»